Der Pirat auf dem Dach by Pestum Jo

Der Pirat auf dem Dach by Pestum Jo

Autor:Pestum, Jo [Pestum, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


„Ich weiß jetzt, wo der Fehler lag“, wisperte der Pirat. „Wir sind einmal sieben Schritte nach links gegangen, wo wir sieben Schritte nach rechts hätten machen müssen. Jetzt ist die Sache klar!“

Wir versuchten es wieder. Den Dackel mußte ich ziehen. Diesmal führte uns die Berechnung des Piraten direkt zu einem Abfalleimer. Der Pirat knurrte unwillig, in Abfalleimern finde man keine Totenköpfe und er lasse sich nun von seinem Pirateninstinkt leiten. Er ließ sich meine Taschenlampe geben und strebte direkt auf eine kleine Rasenfläche zwischen zwei großen Gräbergruften zu.

„Siehst du den Stern dort oben?“ Der Pirat fuchtelte mit dem Arm in der Luft herum. „Es ist der Sirius. Mein Glücksstern! Er weist mir auf den Weltmeeren den sicheren Weg, und nun hat er mir auch hier an Land die richtige Stelle gezeigt. Wir sind am Ziel!“

Ich sah keinen Stern. Das lag wahrscheinlich daran, daß meine Augen nicht so geschult sind wie die des Piraten. Käptn Stahlkralle beschrieb mit dem Strahl der Lampe einen Kreis und gab sich alle Mühe, Herrn Siegfried zum Suchen zu bewegen. Aber der Dackel drückte sich zitternd gegen meine Wade und hatte Schiß. Da nahm ich ihn in die Arme, kniete mich ins feuchte Gras und benutzte den Hundekörper als eine Art Detektor. Und dann, dann stieß ich auf etwas Hartes!

„Hast du einen Totenschädel gefunden?“ fragte der Pirat aufgeregt und stocherte mit seinem Säbel herum.

Es war aber leider kein Totenkopf, sondern eine kaputte Sonnenbrille. Ich dachte, jemand hätte sie vielleicht weggeworfen, doch der Pirat wußte es besser. Er hielt sich das Ding an die Nase und schnupperte eine halbe Ewigkeit daran herum. Dann war er sich seiner Sache sicher.

„Es ist die Sonnenbrille eines Toten!“ verkündete er mit bebender Stimme. „Paul, begreifst du, was das bedeutet? Unsere Suche ist vom Erfolg gekrönt. Sirius hat geholfen. Mit der Brille eines Toten kann ich genausogut pendeln wie mit dem Schädel eines Toten. Augenloch oder Brillenloch: Loch ist Loch!“ Er hob die Sonnenbrille auf und hielt sie zum Himmel empor. „Wir haben gewonnen!“

Ich konnte das aber nicht ganz richtig verstehen. Man setzt doch Toten keine Sonnenbrille auf, dachte ich, im Sarg ist es doch dunkel genug. Aber ich hielt den Mund, weil ich dem Piraten nicht widersprechen wollte. Denn er ist ja in solchen Fragen ein Fachmann.

Sein Triumphgelächter wurde dann jäh unterbrochen. Plötzlich schoß etwas fürchterlich Schwarzes auf uns zu. Ich schrie auf. Der Strahl der Stablampe erfaßte eine Fratze, die schien einem bösen Geist zu gehören oder einem Teufel. Daß mein Herzschlag nicht für immer aussetzte, das war ein Wunder. Der Pirat schrie auch und brach mir fast den Arm ab. Dann erkannten wir, daß der böse Geist ein riesiger Kater war. Er hatte es auf den Dackel abgesehen.

Die Hundeleine entglitt meiner Hand. Ich hätte Herrn Siegfried solch ein Tempo nicht zugetraut. Der fauchende Kater preschte hinter dem jaulenden Hund her, und nachdem wir unsere Schrecksekunden aus den Knochen hatten, rasten dann auch der Pirat und ich los. Wir brauchten ja nur dem Lärm zu folgen. Doch das sagt sich leicht.



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